Intern
GKG
Jahresbericht
20/21

Würdigung Erika Veltin-Koller und Lucien Zehnder

Die beiden zurücktretenden Schulleitungsmitglieder werden - leider - ohne den gebührenden Apéro verabschiedet, dafür mit einer Laudatio durch Barbara Schmitz.

450 Schüler*innen, 80 Lernende der Passerelle und 80 Lehrpersonen. Mehrere Hundert Quadratmeter Fläche. Beinah unzählige Gänge, Treppen, Klassenzimmer, die Mensa, die Sporthalle – wie bringt man alle diese Menschen auf diesem Gelände möglichst so aneinander vorbei, dass sie möglichst wenig Gelegenheit haben, einander anzustecken? Du, lieber Lucien, hast deine Sommerferien letztes Jahr geopfert, um dieses knifflige Problem zu lösen. Du hast für unsere Schule ein komplexes Schutzkonzept entwickelt, mit dem wir so gut gefahren sind, dass wir all die Zeit immer nur Einzelfälle zu verzeichnen hatten. Du warst unser Mister Corona – und du hast diese Aufgabe bravourös, mit Umsicht, mit Sachverstand, mit hohem persönlichen Einsatz, gerade auch an Wochenenden, an Abenden, an frühen Morgenen – du warst meist die erste Person an dieser Schule, ganz frühmorgens -  gemeistert.  

Dabei standest du dem Original in nichts nach, in Punkto ruhiger Überlegtheit, in Punkto Lösungsorientiertheit und mit einer Portion Pragmatismus. Übertroffen hast du die Schweizer Version mit deinem Verständnis und Einfühlungsvermögen für den einzelnen. Du warst ein glänzender Organisator, aber du warst weit mehr als das. Du warst ein Ansprechpartner bei allen Belangen. Ich erinnere mich an einem Mailwechsel, den du mit einem meiner Schüler führest. Er schrieb dir ängstlich, dass er eine Person getroffen hatte, die eine Person getroffen hatte, die Corona hatte und dass ja, diess Treffen schon sieben Tag her sei. Und also, ja, fünf Tage wären es ja, oder? Fünf Mails bekamst du von jenem Schüler, eines verwirrter als das andere, und du hast auf jedes einzelne ausführlich, beruhigend, sachlich, freundlich, verständnisvoll geantwortet, bis zum Schluss, als der Schüler auf deinen Rat hin den Hausarzt aufgesucht hatte und er Entwarnung bekommen hatte, du ihm mit der für dich typischen Prise Witz die schönen Zeilen gesendet hast: Dann, lieber xy, nehmen Sie den Schulweg doch morgen früh frohgemut in Angriff. Fünf Mal. Ich wage kaum mir auszumalen, wie oft du solche Mails bei mehr als 530 Schüler*innen geschrieben hast.  

Dein Einsatz für deine Aufgaben, deine Präsenz an der Schule, deine Zuverlässigkeit war wohl das, was wir alle immer wieder im Umgang mit dir gespürt haben. Du hast deine Aufgaben ernst genommen, sie waren dir mehr als nur Pflichterfüllung; du hast sie verinnerlicht und deine eigenen Lösungen gefunden. So hast du in der AG Maturarabeiten die ganze Vorgehensweise neu aufgestellt und sowohl uns wie den Schüler*innen ein für Jahre tragfähiges Vorgehen geliefert. Immer wieder hast du unter Beweis gestellt, wie du organisieren und strukturieren konntest, so dass alles wie am Schnürchen lief. Sei es bei den mündlichen Maturarbeitspräsentationen, sei es bei den Maturprüfungen, sei es in deiner Rolle als Vertreter des Studienheims, sei es bei Stundenbesuchen und Mitarbeitergesprächen, sei es bei der Organisation von Vertretungen bei plötzlichen Ausfällen. Du hattest stets den Überblick. Und selbst da, wo wir vielleicht manchmal nicht so perfekt waren wie dein Plan, warst du flexibel und hattest ein offenes Ohr für alle Anliegen.   

Das offene Ohr. Kürzlich habe ich dich gefragt, was du am liebsten an deiner Arbeit hattest und du hast mir geantwortet: der Austausch, die Nähe zu den Kollegen. Egal mit welchem Anliegen man zu dir kam – sei es der unerwartete Arzttermin, der Geburtstag der Kinder, der Vortrag in Zürich oder auch so persönliche Sachen wie familiäre Probleme, wie Erschöpfung, Schlaflosigkeit und Überforderung – immer hast du zugehört und hast Lösungen gefunden. Pragmatisch ebenso wie emphatisch hast du uns alle unterstützt und ich glaube, wir haben uns alle einfach gut aufgehoben gefühlt. 

Besonders auffällig war dabei dein Humor. Du hast eine Art Witze machen, die wir alle kennen. Sie geht meist nicht geradewegs auf die Sache zu, sondern sie hüpft darum herum oder macht mal einen Umweg. Ich fürchte, nicht immer haben wir alle deine komplexen Witze verstanden; sie erinnerten mich stets an die alte Zeitungskolumne «Um die Ecke gedacht». Aber das machte eigentlich nichts; du hast dann auch einfach allein noch etwas weitergelacht, wenn dein Gegenüber nicht mehr mitkam.  

Wahrscheinlich sind uns auch nicht alle sprachlichen Anspielungen aufgegangen, denn du hast nicht nur einen unglaublich grossen Wortschatz und kennst Wörter, die sich nur nach langer Suche im Duden finden. Nein, du verwendest diese Worte auch noch und so schleicht sich dann auch mal ein Goethe Zitat in das Merkblatt für die Maturaufsicht bei der Erklärung, wann man zur Toilette gehen darf. Deine Mails, lieber Lucien, waren ein Vergnügen.

Im letzten Jahr Du hast du nicht viele freie Wochenenden und auch kaum Ferien gehabt, denn gerade dann meldeten sich Schüler und Kollegen mit allerlei Anliegen. Wir gönnen dir alle, dass es nun wieder ruhiger wird. Und wir sind froh, dich weiterhin täglich zu sehen. Und ja, wenn du demnächst – mit deinem weissen Hemd und schicken Jacket - in den Rhein springst, so gib uns Bescheid. Wir möchten gern für dich klatschen! 

Mit schwierigen Mails hast du, liebe Erika, auch zu tun gehabt. Wahrscheinlich so wie kein anderer hier an der Schule. Ich glaube, jedem von uns fallen spontan ein paar Namen ein, wenn es um die Frage geht: Wer kennt einen besonders schwierigen Schüler? Und uns fallen dann auch endlos lange Absenzenlisten ein, uns fallen Abmachungen ein, die nicht eingehalten wurden, Tests, die nicht nachgeholt und Nachholtests, die auch nicht nachgeholt wurden, uns fallen Gespräche ein, bei denen sich persönliche Schicksale mit Unwillen, zuweilen gar Unverschämtheit von Seiten des Betroffenen mischen. Wir alle wissen, wie anstrengend das ist. Aber keiner, wirklich niemand weiss es so wie du, denn du hast diese Gespräche verglichen mit uns in potenzierter Zahl und Intensität geführt. Ich glaube, jeder von uns war oft dankbar, dass er einen schwierigen Fall abgeben konnte, dass er Absenzen nicht mehr hinterherrennen musste, dass es jemand anderen gab, der übernommen hatte und sich kümmerte. Und vielleicht hat mancher von uns dich insgeheim bemitleidet, mit was – und wem – du dich da herumschlagen musst. Aufgebrachte oder überforderte Eltern, störrische, unzuverlässige Schüler, fordernde Psychologen.  

Aber – und das ist eine deiner ganz besonderen Eigenschaften – du hast alle diese Anstrengung nie als Kampf, der geschlagen werden muss, empfunden. Du hast diese Arbeit gern gemacht, wirklich gern, sie war dir ein Herzensanliegen, sie war das, von dem du wusstest, dass sie eine Schule ausmacht. Denn so wie eine Gesellschaft sich nicht nur daran messen lassen muss, wie hoch das Bruttosozialprodukt ist, sondern wie es den schwächsten in ihr ergeht, so muss eine Schule sich nicht nur am Erfolg der starken Schüler messen lassen, sondern daran, wie sie mit denen umgeht, denen persönliche Krisen die Schullaufbahn erschweren. Daran zeigt sich das menschliche Gesicht einer Schule. Und dieses menschliche Gesicht – das war deins, liebe Erika. Du hast mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen, Feingefühl und Sensibilität all die Gespräche geführt, in denen von schwerer Krankheit die Rede war, von katastrophalen Familienverhältnissen, von Krisen, Verletzungen und Fehlverhalten. Und immer hast du zugehört, hast kompetent und wohlwollend moderiert zwischen Eltern, Schülern und Psychologen, hast jedem seinen Platz gegeben, bist auf die Betroffenen eingegangen und hast konstruktive, klare Lösungen gesucht. Lösungen, die nicht immer auf der Hand lagen, die viel Einsicht und Urteilsvermögen im einzelnen Fall verlangten, denn bei einigen dieser Fälle war durchaus auch Härte und Strenge angebracht. Nicht immer half nur Verständnis, es mussten Massnahmen ergriffen werden, es mussten Verweise ausgesprochen werden, es mussten Anordnungen getroffen werden. Du hast all dies mit der nötigen Kompetenz, mit bewundernswerter Ruhe, mit Umsicht und Weitsicht getan und eine Balance gefunden zwischen den Anforderungen der Schule und der Situation des einzelnen. Jeder Fall war anders, das wusstest du. Es konnte keine Schnellschüsse geben, wie sie sich vielleicht mancher von uns wünschte. Es ging einfach um zu viel, denn es ging nicht um Fälle, sondern um individuelle junge Menschen und ihre Zukunft, da musste sorgfältig abgewogen und differenziert beurteilt werden. Und dass diese Arbeit für dich nicht Belastung, sondern Bereicherung war, lässt sich wohl am besten daran erkennen, dass du in sehr vielen Fällen mit den betroffenen Familien noch jahrelang, nachdem die Schüler die Schule verlassen hatten, Kontakt hattest.  

Wir alle danken dir für diese wertvolle Arbeit, die oft im Hintergrund ohne viel Aufhebens geschah, obwohl sie so viel mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Die Schule wäre eine andere gewesen in den letzten 15 Jahren ohne dich. Das gilt auch für deine Hilfe bei der Planung von Theateraufführungen, bei Abschlussreisen mit all ihren Höhen und Tiefen, bei den ausserordentlichen Neuzugängen, bei den Nachteilsausgleichen, es gilt für deine Arbeit als Vertreterin der Schulleitung bei den Ehemaligen, für die Stundenbesuchen und Mitarbeitergespräche, für den Aufbau des Schülerrats und als Stellvertretung des Rektors. Im Zentrum standen die Schüler und ihre Bedürfnisse, ihre Nöte. Und im Zentrum standen wir. Du warst da für uns, wenn wir Hilfe brauchten. Ebenso wie all den Schülern hast du auch uns stets vermittelt, dass wir kommen können, dass du uns zuhören wirst, dass du mit uns weiterhelfen wirst, dass wir nicht allein sind, wenn es um all das geht, was das Leben als Lehrperson anstrengend machen kann. Dein Engagement galt stets der ganzen Schule, du hast stets das Wohl von allen im Auge gehabt, du konntest für viele denken, für viele handeln – etwas, das nicht selten einen hohen persönlichen Einsatz und ein Absehen von der eigenen Person und ihren Bedürfnissen verlangte.

Eine deiner vielfältigen Aufgabe war die Organisation des Maturapero. Wir würden heute gern einen Apero für euch beide organisieren, - Corona macht es noch unmöglich -, mit euch dankbar anstossen auf die letzten Jahre und auf die Zusammenarbeit in den nächsten. Ihr habt uns – nicht nur bei all den Umzügen – manches tragen helfen und wir haben immer gern und viel mit euch gelacht, denn beide besitzt ihr die wunderbare Eigenschaft, über euch selbst lachen zu können. Wir wünschen euch alles erdenklich Gute und ihr hoffe, ihr wisst: Ihr sollt auf uns in der Zukunft so zählen können, wie wir auf euch in all den letzten Jahren zählen konnten. Danke!

Die folgenden Firmen und Institutionen unterstützen unser Studienheim in La Ferrière:

A. Aegerter & Dr.Bosshardt AG / Bank Julius Bär & Co.AG / Crédit Suisse / Consulting & Care GmbH / Diener & Diener Architekten AG / Galerie Garzaniga Basel / Gesellschaft Ehemalige GKG / Handelskammer beider Basel / Jean-Pierre Schindler Stiftung / Madiba Immobilien AG / Neovius AG / Olymp & Hades Buchhandlung / Parterre Partyservice / Rhyschänzli GmbH / Trafina, Privatbank AG / TriColor Print & Copy Shop / Vischer AG Architekten

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